Der Tamiya Tiger I Full Option
 
Seit der Ätzteilesatz von Aber für den Tiger I erhältlich ist, hat es mich in den Fingern gejuckt noch einen Tiger I zu bauen. Damit er sich von dem ersten von mir gebauten unterscheidet, und da sich der Maßstab 1/16 hervorragend zum umbauen eignet, habe ich beschlossen, meinen Tiger so zu bauen, wie er in der zweiten Hälfte des Mais 1943 gebaut wurde.

Auf der Suche nach Referenzen bin ich auf einige Schwachstellen des Tamiya Tigers und des Aber-Ätzteilsatzes gestoßen. Aber nun der Reihe nach:


Das Modell aus der Packung – der Tamiya Tiger I

Der Bauzeitraum des Originals läßt sich aufgrund von baulichen Merkmalen auf März 1943 eingrenzen. Zum einen durch die vereinfachte Form der Feifel-Filter (Einführung Anfang März 1943, etwa bei Fahrgestell-Nr. 250143), zum anderen durch das Fehlen des Winkelspiegels für den Ladeschützen (Einführung Ende März 1943, ab Turm Nr. 184).

Allerdings fehlen die Abschußrohre der S-Minen-Werfer, die ab Januar 1943 (Fahrgestell-Nr. 250082) montiert wurden. Wer Interesse an weiteren Verbesserungen des Modells hat, sollte sich unbedingt David Byrdens Tiger I Seite (auf Englisch) anschauen.


Die Verbesserung – der Aber Ätzteilesatz

Wer den Ätzteilesatz komplett verwendet, verschiebt den Bauzeitraum des Originals nach hinten, auf die Zeit von Mitte bis Ende April 1943. Das liegt an den Ersatzkettengliedern am Turm, speziell denen auf der rechten Seite. Nur in der zweiten Aprilhälfte wurden 3 Kettenglieder auf der rechten Turmseite angebracht, ab Ende April waren es nur noch zwei. Die entsprechenden Fahrgestell-Nummern liegen in etwa zwischen 250207 und 250220.

Leider hat Aber den Winkelspiegel des Ladeschützen vergessen, eine Änderung die Ende März 1943 (Turm Nr. 184) eingeführt wurde. Auch hier können die Zeichnungen von David Byrden helfen.

 

Eine weitere Änderung, die bei normaler Verwendung des Aber Satzes notwendig wird, betrifft die hinteren Lüftungsgitter. Ursprünglich waren zwei verschiedene Gitter verwendet worden, eines für rechts und eines für links (spiegelbildlich gegossen). Ab April wurde das Design jedoch geändert, und nur noch die linken Gitter wurden nun auf beiden Seiten montiert.

 

Ein Fehler hat sich wohl auch eingeschlichen, denn die Halterungen der Ersatzkettenglieder auf der rechten Seite sind m.E. falsch positioniert. Der vorderste Halter sollte eigentlich hinter dem hintersten Halter sitzen.

Ich stütze diese Annahme auf folgendes Zitat aus Jentz’ Buch „Germanys Tiger Tanks – D.W. to Tiger I, S. 80:

“On 13 April 1943 Henschel informed Wegmann: The last two spare track holders on the right side have to be dropped and another holder mounted farther forward. The five holders on the left side can be retained. After this change is made, it will allow the engine hatch to be opened when the turret is traversed to 1:30.”

So wie die Aber Halter positioniert sind, wäre eine Anbringung weiter vorne jedoch nicht möglich.

Schwierigkeiten macht bei Verwendung des Aber Satzes mit 3 Kettengliedern auch die Suche nach einem Original, da nur etwa 13 Tiger I  in dieser Konfiguration gebaut wurden.


Das Ergebnis – Mein Tiger I

Mein Modell habe ich auf die Zeit zwischen der Einführung des Maybach HL 230 P45 Motors (Ab Mitte Mai 1943, Fahrgestell-Nr. 250251) und dem Wegfall der Nebelkerzenwerfer datiert (ab Anfang Juni 1943).

Neben den oben erwähnten Änderungen (Winkelspiegel, Lüftungsgitter) werden weitere Änderungen am Modell notwendig:

Auf der Abdeckung des Motorraums wird eine neue Abdeckplatte statt der bisher verwendeten Schraube installiert. Dadurch wird es notwendig, den Haken für die Arretierung der Abdeckplatte sowie die Halterungen für die Schläuche des Feifel-Filters zu versetzen.

 

Das Triebrad bekommt eine neue, vereinfachte Abdeckung (Ab Ende April 1943, Fahrgestell-Nr. 250220).

 

Die Führungsplatte für den Schwungkraftanlasser am Fahrzeugheck erhält eine zweite Bohrung.

 

 

Die (verzweifelte) Suche nach dem Original

Normalerweise geht ein Modellbauer so vor, daß man sich ein Vorbild sucht, von dem es  möglichst viele Bilder gibt. Dann wird ein entsprechender Bausatz so abgeändert, daß das Modell den Bildern möglichst nahe kommt.

In meinem Fall war es etwas komplizierter da ich genau wußte, welche baulichen Merkmale mein Modell aufweisen sollte, aber kein Vorbild hatte. Aufgrund der Recherchen von vielen Autoren ist aber heute zum Glück nachvollziehbar, welche in einem bestimmten Zeitraum gebauten Tiger welchen Einheiten zugewiesen wurden. Im Falle meines Tigers waren das die schweren Panzerabteilungen Großdeutschland, 502 und 505 sowie die SS sPzAbt 101.

Nachdem ich nun wußte, zu welchen Einheiten mein Tiger gehören könnte, mußte ich nur noch Bilder finden. "Nur noch" erwies sich als ziemliche Untertreibung. Von den oben genannten Abteilungen kam für mich aufgrund des Tarnschemas und der Markierungen in erste Linie die sPzAbt 505 in Betracht. In der Hoffnung, einen Glückstreffer zu landen, sichtete ich erst mal alle Bilder (aus ca. 12 Büchern) von Tigern dieser Abteilung aus dem Sommer 1943. Leider kam dabei nichts heraus. Also legte ich eine Liste aller 45 Tiger der Abteilung mit ihren taktischen Nummern an und vermerkte neben jedem anhand von Bildern ob er in Betracht komme oder nicht. Nach ca. 2 Monaten kam dann doch noch der ersehnte Treffer:

Es ist der Tiger mit der Nummer 231 der sPzAbt 505. Da die betreffenden Bilder dem Copyright unterliegen, möchte ich hier nur auf die betreffenden Bücher verweisen: "Tigers in Combat Vol. I" auf Seite 26 und "Tigers on the Eastern Front" auf Seite 65. Das erste Bild zeigt ihn von der Seite und das andere von schräg hinten, so daß eine genaue Identifizierung aller Merkmale gegeben ist.

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